Rege Debatte: Landrat Henning Heiß (SPD) hat am Donnerstagabend über „Wirtschaftsförderung in schwierigen Zeiten“ referiert, und rund 90 geladene Firmenvertreter, Bürgermeister, Entscheider sowie Ehemalige folgten der Einladung zur Veranstaltung des Peiner Industrie- und Wirtschaftsvereins im Stederdorfer Hotel Schönau. Gestalten, verändern, entscheiden und dabei den Blick über die Kreisgrenzen hinaus in die Region richten: Das alles ist aktuell für die kommunale Daseinsvorsorge wichtiger denn je, wie der Landrat bei seiner Gesamtbetrachtung der Gegenwart und Zukunft der Verwaltungsaufgaben deutlich machte.
Vereinsvorsitzender Stefan Honrath leitete den Abend ein und erwähnte „Stimmungsbarometer“ und „Störungsindikatoren“ als Maßstab für die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung. Jeder fünfte Betrieb nenne die Lage schwierig. In der Wirtschaftskrise gelte die alte konjunkturpolitische Weisheit: „Unternehmen dürfen keinesfalls stärker belastet werden, eher gilt, sie zu entlasten“, bekräftigte der Leiter der Brawo-Volksbank-Direktion Peine. Wirtschaftsförderung sei die Aufgabe, die über alle Phasen hinweg existiere.
„Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsförderung schafft der Landkreis mit hohen Auswirkungen auf das Tun und Handeln“, knüpfte Heiß an. Die Gaspreisentwicklung und die Flüchtlingshilfe definierte er als große Herausforderungen. So diene zum Beispiel die Ilseder Gebläsehalle zur Erstaufnahme, 100 Geflüchtete seien derzeit dort. Als Veranstaltungsort gelte die Gebläsehalle als „Leuchtturm“, eine geplante Tesla-Veranstaltung habe man absagen müssen. 1.700 aus der Ukraine vertriebene Menschen lebten bereits im Landkreis, weitere 1.200 kämen wohl bis kommenden März wegen de anhaltenden Krieges. Es mangele an Wohnraum, so der Landrat, der von „erheblichen Belastungen“ für den Haushalt 2023 sprach. Doch die große Zahl der Geflüchteten sei zugleich eine Chance, qualifizierte Arbeitskräfte schnell zu integrieren.
Stichwort „Gewerbeflächen-Entwicklungskonzept“: Da würden Landkreis, Stadt und Gemeinden Grundlagen für neue Firmenansiedlungen definieren, betonte Heiß, „um die zu erwartende Nachfrage von außen befriedigen und Fördergeld akquirieren zu können“. Dabei helfe auch die Beteiligung in der „Allianz für die Region“, das sei ein Zusammenschluss starker Partner. Denn die Wirtschaftsförderung mache nicht an Kreisgrenzen halt. Funktionierende Netzwerke seien vor allem für die Automobilindustrie, den „Anker der Region“, von elementarer Bedeutung.
Am Beispiel der Windenergie und des Artenschutzes verdeutlichte der Landrat Konflikte von Genehmigungsverfahren wegen des „unfassbaren Wustes an Vorschriften“ und erhielt von vielen der Anwesenden nickende Zustimmung. Mit den bisherigen Standards bei Genehmigungen lasse sich das Thema „Transformation“ nicht schnell bewerkstelligen.
Als große Aufgaben nannte der Sozialdemokrat „Klimaneutralität, Digitalisierung sowie den Ausbau familienfreundlicher Arbeitsbedingungen in Unternehmen und Verwaltung“. Das Klinikum Peine habe keinen Patientenmangel, aber für mehr Betten fehlten Pflegekräfte. Ebenso gelte es Anreize für den Zuzug junger Mediziner zu schaffen.
Der Schuh drückt laut Heiß auch beim Grundwasserspiegel, der landwirtschaftlichen Feldberegnung und Lösungswegen. Neue Konzepte seien für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr erforderlich, um den ländlichen Raum nicht abzuhängen. Das seien viele Schlüsselthemen für den Landkreis und die Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft Wito mit „zentraler Kümmerer- und verstärkter Lotsenfunktion“, so Heiß.
Quelle: Peiner Allgemeine Zeitung