Die Energiewende läuft bereits auf vollen Touren. Das heißt: Die Erneuerbaren Energien werden kontinuierlich ausgebaut, werden aber auch auf absehbare Zeit den ständig steigenden Energiebedarf nicht decken können. Daher sind weitere Alternativen wie Erdgas gefragt. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Industrie-Vereins Peine und Umgebung betonte Dr.Ritva Westendorf-Lahouse vom Mineralkonzern Exxon Mobil in ihrem Vortrag ‚Schiefergas im Kontext der Energiewende‘: „Erdgas, das heute rund ein Viertel des deutschen Energiebedarfs deckt, ist ein wichtiger Partner im bunten Mix der unterschiedlichen Energieträger“. Und er werde weiter von Bedeutung gewinnen, gerade mit Blick auf den Ausstieg aus der Kernenergie und die Vorteile von Erdgas im Vergleich zu Kohle. „Aktuell beträgt der selbst produzierte Erdgas-Anteil am deutschen Energiebedarf rund 12 Prozent, bis 2040 wird er Schätzungen zufolge auf etwa 34 Prozent anwachsen“, verdeutlichte sie vor den mehr als 80 Zuhörern. Damit sei Erdgas längst fester Bestandteil der Energiewende. Zumal Deutschland über enorme Reserven verfüge, die das Land unabhängiger von Lieferungen aus Russland, Norwegen und den Niederlanden machen würde. „Fracking ist sicher“ Allein im Schiefergestein gebe es bis zu 22,7 Billionen Kubikmeter Erdgas, die durch das sogenannte Fracking erschlossen werden könnten. Dabei werden Gesteinsschichten unter Einsatz von Wasserdruck und Chemikalien aufgebrochen, um das Gas freizusetzen. Und genau dort liege die Crux. Denn obwohl das Verfahren bereits seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wurde – hierzulande vor allem in Niedersachsen – sorgte es vor knapp drei Jahren plötzlich für einen lauten Aufschrei in der Bevölkerung. Damals lief in den USA der Oscar-nominierte Film „Gasland“, der Sicherheit und Umweltverträglichkeit des Verfahrens anzweifelt. In dem Streifen ist ein brennender Wasserhahn in einer Wohnung zu sehen – angeblich eine Folge von Fracking. „Die Bilder machen Angst und haben für erhöhte Aufmerksamkeit gesorgt“, weiß Westendorf-Lahouse. „Doch Fracking ist sicher und zu Unrecht umstritten“, versicherte sie. Schließlich werde das Verfahren bereits seit 1961 praktiziert und noch nie habe es irgendwelche Umweltschäden oder gesundheitsgefährdende Verschmutzungen des Trinkwassers gegeben. Schließlich werde der Bohrplatz versiegelt, das Bohrloch über mehrere Schichten von Stahl und Zement gegenüber den Gesteinsschichten abgedichtet und jede Frac-Maßnahme ausführlich geplant, simuliert und überwacht. Die dabei verwendete Flüssigkeit bestehe zu rund 98 Prozent aus Wasser und Sand. „Sie ist weder giftig, noch umweltgefährdend und auch kein Gefahrgut“, verdeutlichte die Referentin. Bedeutender Wirtschaftsfaktor Daher bleibe bei aller Kritik an dem Verfahren die „Gretchenfrage“: „Produzieren wir Erdgas dort, wo wir es verbrauchen, mit hohen Umwelt- und Sicherheitsstandards und ohne lange und CO?-intensive Transportwege, oder lassen wir es unter ungewissen Bedingungen woanders produzieren und es über weite Wege in unser Land befördern?“- Vor allem aus Umweltgesichtspunkten spreche schlichtweg alles für eine Produktion vor Ort. Zumal in Deutschland produziertes Erdgas Förderabgaben und Gewerbesteuer liefere, für den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeits-plätze sorge und damit auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sei. Daher erhoffe sie sich, dass über das Thema Fracking jetzt und in Zukunft rational und keinesfalls emotional diskutiert werde.
Text: Wirtschaftsspiegel, Melanie Stallman(text-markt.de)
Fotos: Wirtschaftsspiegel